Das Gebot des Tefillinanlegens

1. Die Tefillin bestehen aus zwei mit Lederriemen versehenen Lederkapseln, in diesen befinden sich auf Pergamentstreifen geschrieben folgende vier Stellen (Perischiot) der Tora: Kadosch II. Mos. 13, 1‑10, Wehija 2. Mose 13, 11,16, Sch’ma, 5. Mos. 6, 4‑9, Wehaia Im Schamoa 5. Mose 11, 13‑21. Die zwei letzgenann­ten Stellen bilden auch die  zwei ersten Abschnitte des Sch’ma. Die Riemen dienen zum Befestigen der Kapseln an Arm und Haupt. Durch das Anlegen der Tefillin befolgen wir zwei Gebote der Tora.

2. Wenn bei der Herstellung der Tefillin die Vorschriften der mündlichen Überlieferung nicht genau befolgt worden sind, was sich äußerlich nur unvollkommen erkennen läßt, sind dieselben untauglich (pesol); wer solche anlegt, hat das Gebot Gottes nicht erfüllt und begeht überdies eine schwere Sünde, indem er eine vergebliche Bracha spricht. Darum darf man Tefillin nur von einem vertrauenswürdigen, durch einen zuverlässigen Torakundigen als geeignet erklärten Verfertiger (Sofer) kaufen. Von einem solchen muß man sie auch von Zeit zu Zeit äußerlich besichtigen und ausbessern  und je von drei zu vier Jahren öffnen lassen, um zu untersuchen, ob die Schrift noch gut erhalten ist.

3. Der Vers: Ukschartam (5. Mose 6,8) hat nach der Überlieferung unserer Weisen s.A. den Sinn, dass die Kapsel der für die Hand bestimmten Tefillin (schel jad) auf der dicksten Stelle des linken Oberarmmuskels oberhalb des Ellenbogens liege, so dass sie beim Senken des Armes dem Herzen gegenübersteht, die für das Haupt bestimmte Kapsel aber (schel Rosch) derart auf der Mitte des behaarten Vorderhauptes, dass die dem Riemendurchzug gegen­überliegende vordere Kapselkante sich da befindet, wo der Haar­wuchs beginnt, so dass kein Teil der unteren Kapselfläche die unbehaarte Stirnfläche berührt. Durch diese Örtlichkeiten bringen wir zum Ausdruck, dass wir unser Denken (Gehirn), Fühlen (Herz) und Handeln (Arm) Gott untertänig machen. Der Knoten (Kescher) der Kopftefillin muß in der Mitte des unteren Hinterhauptes der Kapsel gegenüber liegen, der Knoten der Handtefillin darf nie von der Kapsel weggerückt sein. Die geschwärzte Seite der Riemen beider Tefillin muß nach außen gekehrt sein, die Riemen dürfen nicht verdreht werden und müssen, wie die Kapseln, unmittelbar auf dem Haupthaar oder der Armhaut sich befinden, ohne dass ein anderer Gegenstand dazwischen ist. Die Weise des Anlegens müssen Anfänger, wenn sie etwa 12 3/4 Jahre alt sind, durch Veranschau­lichung erlernen.

4. Die Tefillin werden nach den Zizit und wie diese stehend angelegt, zuerst an den Arm, dann, ohne dazwischen irgend etwas zu sprechen oder zu säumen, an das Haupt. Abgenommen werden sie ebenfalls stehend, nachdem die Riemen an der Hand abgewickelt sind, die des Hauptes zuerst; in ihrem Beutel werden sie so verwahrt, dass man die Handtefillin beim nächsten Anlegen zuerst finden muß.

5. So lange wir Tefillin an uns haben, müssen wir an sie denken, und um sie nicht zu vergessen, sie zuweilen, namentlich wenn man im Sch’ma die darauf bezüglichen Stellen spricht, anfassen; auch müssen wir unseren Körper, während wir Tefillin an uns haben, ganz rein halten, dürfen nicht schlafen oder an unreine Orte gehen, genau wie für die Nennung eines Gottesnamens vorge­schrieben ist. Auch wenn sie abgenomnmen sind, müssen  wir damit, als mit etwas Hochheiligem, ehrfurchtsvoll umgehen, müssen sor­gen, dass sie nicht zur Erde fallen und sie an einem reinen Orte anständig aufbewahren.

6. Nur männliche Personen sind zum Anlegen der Tefillin ver­pflichtet und müssen sie, außer am Sabbat‑ und Festtagen, täglich beim Morgengebete anlegen und bis nach uba lezion anbehalten. Tefillin (ebenso Zizit) dürfen nicht vor Tagesanbruch angelegt werden. Wer jedoch fürchten muß, sie nach Tagesanbruch (z.B. auf Reisen) nicht anlegen zu können, darf dies, ohne die Bracha zu sprechen, vor Tagesanbruch tun, muß sie aber bis nach Tagesan­bruch anbehalten, dann die Kapseln fassend die Brachot sprechen und hernach beten. Wer zur Gebetszeit nicht im Besitze von Tefil­lin ist, betet ohne sie, muß sie aber im Laufe des Tages sobald er sie erhält, anlegen und soll entweder das Nachmittagsgebet oder einige Psalmen darin beten.

7. Die Tefillin sind ein Zeichen (Ot), welches uns zunächst an Israels Befreiung aus Ägypten und an die von Gott dabei bewiesene Allmacht erinnern soll, dann aber auch an die für uns durch diese Befreiung entstandene Verpflichtung, Gott den Einzigen, über alles zu lieben seine Tora zu lernen und zu lehren, ihm zu dienen und alle seine Gebote zu befolgen. Indem wir das Sch’ma lesen übernehmen wir diese Verpflichtung Ol kabalat Malkut Schamajim) mit Worten, beim Anlegen der Tefellin aber durch die Tat. Darum wird derjenige, der das Gebot der Tefillin nicht befolgt Poscha Jisrael, Abtrünniger, ein Empörer gegen den Bund Gottes mit Jisrael genannt; demjenigen aber, der es gewissenhaft befolgt, zueitliches und ewiges Heil verheißen.

Es soll dies zum Zeichen an deiner Hand und zum Gedächtnis zwi­schen deinen Augen sein ‑ damit die Lehre Gottes in deinem Munde bleibe, dass Gott dich mit starker Hand aus Ägypten herausgeführt hat. 2. Mos. 13,9.

Binde sie (die Worte des Sch’ma) zum Zeichen an deine Hand, und sie seien zum Kopfschmuck zwischen deinen Augen. 5.Mos. 6,8.

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