Die Zukunft Israels und der Menschheit

1. Wir müßten schon darum, weil uns die Tora lehrt, Gott ist wahrhaftig und treu, überzeugt sein, dass der Bund Gottes mit Israel und die Tora, um derentwillen dieser Bund geschlossen wurde, von ewiger Dauer sind, wenn wir auch keine Verheißung über Israels Zukunft hätten.

2. Aber Gott hat uns über Israels Zukunft nicht in Ungewissheit gelassen, sondern durch Moses schon verkündet, dass Israel, wenn es die Tora nicht gewissenhaft befolge, aus dem Lande seiner Väter, wie einst Adam aus dem Garten Eden vertrieben und über die ganze Erde (Galut) zerstreut werden würde, wo es dann unaus­sprechliche Leiden zu ertragen haben sollte.

3. In der Wahl dieser Strafe erkennen wir deutlich Gottes Weis­heit und Güte. Israel wurde vielfach bis auf den Tod verfolgt; hätte das Volk in einem Lande beisammen gewohnt, so hätten die Leiden immer die ganze Nation betroffen. Durch die Zerstreuung blieb aber immer ein Teil verschont, bei welchem die Verfolgten Zuflucht und Hilfe finden konnten. Dadurch entstand unter den Zerstreuten Israels ein viel stärkeres Bewusstsein ihrer Zusammen­gehörigkeit, als dieses wahrscheinlich entstanden wäre, wenn sie beisammen geblieben wären. Das hat viel zur Aufrechterhaltung Israels beigetragen.

Auch die Tora und deren Studium wurden oft verfolgt und untersagt und ihre Schriften zerstört. Wäre ganz Israel einer einzigen Nation unterworfen gewesen, so würde das dem Torastudium sehr gefährlich geworden sein. So aber leuchtete das Licht der Tora immer wieder an einer Stelle auf, wenn man es an einer anderen zu verlöschen suchte; während in einem Lande die Toravorschriften verbrannt wurden, wurden sie in einem anderen als kostbare Schät­ze aufgesucht.

Ein Hauptzweck der Zerstreuung ist aber, wie die Propheten und Weisen s.A. uns belehren, die Betätigung unseres Berufes als Träger der Tora inmitten der ganzen Menschheit. Wie das Wunder der Weltschöpfung soll Israel dastehen, ein Wunder der Weltregie­rung, und auf jedem Winkel der bewohnbaren Erde Zeugnis ablegen von Gott, dem Einzigen, und seinem geoffenbarten Willen, bis die ganze Menschheit jenen anerkannt und diesen befolgt.

4. Doch wird diese Zerstreuung und Erniedrigung Israels nicht ewig dauern. Wie Gott uns durch Moses verkünden ließ, wird er Israel nie ganz verlassen, nie des Bundes vergessen, den er mit Israel und den Stammvätern geschlossen hat. Er wird in der Nacht unserer Leiden immer bei uns sein, und wenn die Strafe ihren Zweck erreicht hat, wird Israel zu Gott zurückkehren, und Gott wird sich seines Bundesvolkes wieder erbarmen. Dann wird er die Zerstreuten Israels aus allen Enden der Erde wieder einsammeln, und sie auf wunderbare Weise, wie einst aus Ägypten, wieder in das Land ihrer Väter führen, wo er sie in einen glücklicheren Zu­stand versetzen wird, als der ihrer Väter war (Kibbuz galujot)

5. Diese Wiederherstellung Israels zu einem Staat wird nach der Offenbarung durch die Propheten durch einen Nachkommen Davids, dem die ewige Herrschaft seiner Nachkommen in Israel verheißen ist, herbeigeführt werden. Die heiligen Bücher nennen denselben Meschiach, den Gesalbten, oder Melech Hameschiach, den gesalbten König (Messias). Zu seiner Zeit wird Jerusalem und der Tempel in nie da gewesener Herrlichkeit wieder erbaut werden, und die Tora, als Gesetz und Verfassung in Israel zu unbeschränkter Herrschaft gelangen. Denn auf ihm wird der Geist göttlicher Weisheit ruhen, durch welche er alle Dunkelheiten der Tora aufklären und alle Herzen ihr zuwenden wird.

6. Durch die Weisheit des Messias und das wiedererwachte Prophetentum wird aber nicht bloß Israel zur Tora zurückgeführt, son­dern auch die ganze Menschheit zur Anerkennung und Verehrung des einzigen, in Israel geoffenbarten Gottes und zu einem Leben nach dem Geiste der Tora gebracht werden, so dass nur Weisheit, Recht und Liebe auf Erden herrschen werden. Die Meinungsverschiedenhei­ten über Gott und seinen Willen werden nicht mehr wie heute die Menschen feindselig trennen, sondern die übereinstimmende Er­kenntnis wird sie einigen, jeden Krieg unmöglich machen und einen allgemeinen ewigen Frieden herbeiführen. Diesen Zustand nennen wir „Malkut Schadai auf Erden“.

7. In jener Zeit wird insbesondere der Hass der Völker gegen Israel verschwinden. Die zur Erkenntnis Gottes gelangte Menschheit wird einsehen, dass Israel nur um ihretwillen so lange solche Leiden, Schmach und Hohn getragen hat, und wird Israel deshalb lieben und hochschätzen.

8. Je mehr die Menschheit zu Gott zurückkehren wird, desto mehr wird der auf der Erde lastende Sündenfluch (4.6) verschwinden, es wird auf derselben der gesegnete Zustand zurückkehren, der auf ihr herrschte, als sie „sehr gut“ aus der Hand des Schöpfers hervorging, ein Zustand, dessen die ersten Menschen in Eden sich erfreuten; denn die Menschen werden dann nach Gottes ewigem, gütigem und weisem Ratschlusse durch Israel und die Tora dahin zurückgeführt worden sein.

9. Die voraus verkündeten Strafgerichte Gottes sind an Israel buchstäblich in Erfüllung gegangen. Israel wurde zerstreut, ertrug und erträgt schwere Leiden, Schmach und Hohn. Aber Gott hat auch seine Verheißung erfüllt und Israel erhalten bis auf den heutigen Tag. Darin liegt für uns die sichere Bürgschaft, dass er auch das Gute über Israel bringen wird, das er verheißen hat.

Wir erkennen auch in der Geschichte der Menschheit eine fort­schreitende Annäherung an das von Gott verheißene Ziel. Als Israel die Tora empfing, da war die ganze Erde noch von der Nacht heidnischer Finsternis bedeckt. Heute erkennt ein großer Teil der Menschheit den von Israel verkündeten Gott als Schöpfer und Regierter der Welt an, und viele Teile der Tora sind in Sitte und Gesetzgebung der verschiedenen Nationen übergegangen. Hirsch, Neunzehn Brief, 9.Brief.)

10. Den Zeitpunkt dieses heilvollen Zustandes für Israel und die gesamte Menschheit hat uns Gott in seiner Weisheit nicht geoffenbart. Darum tadeln unsere Weisen s.A. diejenigen, die durch Deutelei der Prophetenworte ihn berechnen wollen. Auch ist uns jeder gewaltsame Schritt gegen die Völker untersagt, in deren Mitte wir wohnen, wenn wir auch schweren Druck zu ertragen haben. Wir sind verpflichtet, die von Gott zu unserem und der Menschheit Heil über uns verhängten Leiden mit Ergebung in seinen Willen zu tragen. Die Hoffnung auf den baldigen Eintritt unserer Erlösung (Geulah), die wir täglich in uns neu beleben sollen, darf uns auch nicht abhalten, mit Fleiß und Eifer die Pflichten unseres irdischen Berufes auszuüben und dadurch das Wohl der Völker zu begründen, deren Beisassen oder Bürger wir sind.

Doch können wir zur Herbeiführung jener Zeit beitragen: durch Buße, aufrichtiges Gebet und ein gewissenhaftes Leben nach den Vorschriften der Tora. Daran soll Israel denken, so oft an irgendeinem Punkte der Erde Leiden über die Angehörigen Israels ver­hängt werden.

Wenn du nicht darauf achten wirst, alle Worte dieser Lehre auszu­üben, die in diesem Buche geschrieben stehen, … so werdet ihr hinweggerissen werden von dem Erdboden, wohin du jetzt kommst, ihn in Besitz zu nehmen. Und Gott wird dich zerstreuen unter alle Völker von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde…. Und unter diesen Völkern wirst du keine Ruhestätte finden für deine Fußsohle… dein Leben wird dir immer in ferner Schwebe sein, du wirst bangen nachts und tags und nicht an dein Leben glauben. Morgens wirst du sprechen: wer gäbe uns Abend! und abends wirst du sprechen: wer gäbe uns Morgen! vor der Angst deines Herzens, die dich erfüllt, und vor dem Anblick deiner Augen, den du siehst. 5. Mos. 28, 58‑67.

Aber auch dieses: selbst wenn sie im Lande ihrer Feinde sind, habe ich sie nicht verachtet und nicht verworfen, sie aufzurei­ben, meinen Bund mit ihnen aufzuheben; denn ich bleibe Gott, ihr Gott, und gedenke ihnen den Bund mit den Früheren, die ich ja herausgeführt aus dem Lande Ägypten vor den Augen der Völker, um ihnen Gott zu sein, ich, Gott. 3.Mos. 26, 44‑45.

Ihr seid meine Zeugen und mein Knecht, den ich erwählte, dass ihr wisset, mir glaubet und erkennet, dass ich es bin, vor mir war kein Gott und nach mir wird keiner sein. Jes. 43,10.

Und es wird geschehen, wenn über dich alle diese Worte, der Segen und der Fluch, die ich dir vorgelegt habe, gekommen sein werden, so wirst du dir es zu Herzen nehmen unter allen Völkern, wohin Gott, dein Gott, dich verwiesen, und du wirst zurückkehren bis zu Gott, deinem Gotte, und auf seine Stimme hören, nach allem, was ich dir heute gebiete, du und deine Kinder, mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele. Dann wird auch Gott, dein Gott, sich wieder zurückwendend deine Vertriebenen aufsuchen und sich deiner erbar­men und wird dich einsammeln aus all den Völkern, wohin Gott, dein Gott, dich zerstreut. Wenn auch einer deiner Verwiesenen am Ende des Himmels sein wird, auch von dort wird Gott, dein Gott, dich einsammeln und von dort dich zu sich nehmen, und Gott, dein Gott, wird dich heimbringen zum Lande, das deine Väter einst in Besitz genommen, und wird dich noch in größerem Maße als deine Väter beglücken und vermehren. 5.Mos. 30, 1‑5.

Mein Knecht David wird König über sie sein, nur einen Hirten werden sie alle haben, nach meinen Rechtsordnungen werden sie wandeln, meine Satzungen werden sie hüten und sie ausüben…. ich errichte mein Heiligtum in ihrer Mitte, und daran werden die Völker erkennen, dass ich, Gott, Israel geheiligt habe, wenn mein Heiligtum in ihrer Mitte ist auf ewig. Jech. 37, 24‑28.

Und es wird geschehen in späten Zeiten, da wird der Berg mit dem Tempel Gottes an der Spitze der Berge stehen, erhaben über die Hügel wird er sein, und Völker werden zu ihm hinströmen. Und viele Nationen werden gehen und sprechen: Kommt! lasst uns hinauf­ziehen zum Berge Gottes und zum Tempel des Gottes Jakobs, dass er uns unterweise in seinen Wegen, auf dass wir wandeln in seinen Pfaden, denn von Zion geht Lehre aus, Gottes Wort von Jerusalem. Und dasselbe (Gotteswort) wird als Richterspruch gelten unter vielen Völkern und als Entscheidung für mächtige Nationen, sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden, ihre Spieße zu Rebmessern, nimmer wird Volk gegen Volk ein Schwert erheben, nimmer werden sie sich im Kriege üben. Sie werden wohnen jeder unter seinem Weinstocke und unter seinem Feigenbaume, ohne dass jemand stört. Darum mögen alle Völker jedes im Namen seiner Götter wandeln, wir werden im Namen unseres Gottes, unseres Gottes, wandeln immer und ewig. Micha 4, 1‑5.

Alsdann verleihe ich den Völkern eine geläuterte Sprache, dass sie alle den Namen Gottes (H‘) anrufen und ihm dienen einmütig. Zeph. 3,9).

Sie werden nichts verletzen und nichts verderben auf meinem ganzen heiligen Berge, denn die Erde wird voll sein der Erkennt­nis Gottes, wie das Wasser, welches das Meeresbecken bedeckt. Jes. 11, 9. Chab. 2,14.

Also spricht Gott: Hütet das Recht und übet Pflichttreue, denn mein Heil ist nahe daran, zu kommen, und meine Worttreue, sich zu offenbaren. Heil dem Menschen, der solches tut, dem Adamssohne, der daran festhält, der den Sabbat hütet, dass er ihn nicht ent­weihe, der seine Hand bewacht dass sie nicht Böses vollbringe. Jes. 56, 1‑2.

Noch ist eine Weissagung für eine Zeit, spricht sie auch von fernem Ziele, sie täuscht nicht ‑ und zögert sie, so harre ihrer, denn sie trifft sicher ein, bleibt nicht aus. Chab. 2.3. (Synh. 97b)

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