Purimfeier

1. Das babylonische Reich war durch Eroberung im persischen aufgegangen, und fast alle Juden waren dadurch Untertanen der Perser geworden. Weder die babylonischen noch die persischen Könige behandelten die Juden schlimmer als ihre übrigen Unterta­nen. Einzelne, wie Daniel, Nechemja, Mordachai, gelangten sogar zu hohen Ämtern. Aber diese günstige Lage barg auch Gefahren.

Viele glaubten, sie müßten sich diese Stellung bewahren, auch gegen das Wort und den Geist der Tora. Nach der Überlieferung unserer Weisen s.A. hatten sich viele unserer Väter nicht im Ernst, wohl aber zum Schein ( 14,2) vor dem Götzenbild Nebuchad­nezars niedergeworfen. Sie wollten Juden sein, aber nicht schei­nen, während Israel namentlich darum mit Zerstreuung gestraft wurde, dass es unter den Völkern offen und mutig den Einen und Einzigen bekenne. Darum ließ Gott die im Buche Esther ausführlich erzählten Ereignisse eintreten, um die Schwachen und Schwankenden an ihre Aufgab zu erinnern.

2. Haman, einer Familie entsprossen, in welche die Feindseligkeit gegen Israel erblich war (2.Mos. 17,8 ff.), erkannte wohl, dass von solchem Scheinabfall zum wirklichen nur ein Schritt sei, und dass der Abfall von Gott von jeher Israel Verderben brachte; darum wollte er unsere Väter an diesen Abfall gewöhnen. Nach der Über­lieferung, ohne welche wir weder Mordoachi noch Haman begreifen, trug Haman ein Götzenbild an sich, vor welchem sich die vor ihm Bückenden gleichzeitig bückten (18,3). Mordochai aber, das Urbild eines frommen Juden, treu seinem König (Esther 2, 21‑23), treu zur Tora, Mordochai widerstand. Er achtete nicht seiner hohen Stellung am Hofe des Königs, sondern dachte nur daran, ganz und voll die Vorschrift der Tora zu befolgen. Dadurch zeigte er die Gefahr der Zerstreuung und den Weg, ihr zu widerstehen, und fügte so den schon vorhandenen Denkmälern, dass Gott das ihm treue Israel nicht verläßt, ein neues bei, das Purimfest, für welches folgende Vorschriften gelten.

3. Jeder ist verpflichtet (auch Frauen), am Abend des 13. Adar  nach Anbruch der Nacht und am 14. Adar (Purim) morgens das Buch Esther (Megila) aus einer vorschriftsmäßig geschriebenen Rolle entweder selbst zu lesen, oder die Vorlesung von einem kundigen Mann anzuhören. Wenn möglich, soll dieses in zahlreicher Versamm­lung geschehen, um das Wunder der Rettung Israels in feierlicher Öffentlichkeit zu verkünden. Die Vorlesung darf, wenn sie nicht rechtzeitig stattfinden konnte, die ganze Nacht und den ganzen Tag nachgeholt werden Man schaltet in das ( ) und in das Tischge­bet das Gebet ( ) ein und liest morgens aus der Tora 2. Mos.17, 8 ff.

Wir sind ferner verpflichtet, den Tag durch ein heiteres Festmahl auszuzeichnen, dann auch, um uns gegenseitig zu erfreuen, wenig­stens einem Freund zwei alsbald genießbare Geschenke zuzusenden, und endlich den Armen (mindestens zweien) Gaben zu spenden. Letzteres ist wichtiger als Mahl und Geschenke; denn es gibt keine größere und rühmenswertere Freude als die, Arme, Betrübte, Witwen und Waisen zu erfreuen.

5. Der 15. Adar heißt aus dem im Buche Esther 9,18 angegebenen Grund (   ); an demselben wird das Gebet Tachanun nicht gebetet. Im Schaltjahr begehen wir die Purimfeier im Adar II. Dann werden jedoch der 14. und 15 Adar I dadurch ausgezeichnet, das Tachanun gebetet wird (Purim katan).

Schreibe einen Kommentar