Das Gebot, in den Wegen Gottes zu wandeln

1. Der höchste Grad der Verehrung und Anerkennung, welche wir einem Wesen erweisen können, besteht darin, dass wir es zum Vorbild und Beispiel für unser eigenes Tun und Lassen nehmen und uns bestreben, zu handeln, wie dieses Wesen handelt, zu werden, wie dieses Wesen ist, dasselbe gleichsam in uns selbst noch einmal darzustellen.

2. Darum gebietet uns die Tora an verschiedenen Stellen: Wir sollen Gott nachfolgen und in seinen Wegen wandeln. Unsere Weisen s.A. erklären diese Stellen also: Wie Gott in seinem Wort, in seiner Schöpfung und Weltregierung sich uns als gütig, barmherzig, gerecht, treu, wahrhaftig  offenbart, so sollen auch wir gütig, barmherzig, gerecht sein; wie er allen Geschöpfen nur Gutes erweist, Nackte kleidet, Hungrige speist, so sollen auch wir allen unseren Mitgeschöpfen so viel Gutes als möglich erweisen, und so das Ebenbild Gottes, zu welchem wir geschaffen in uns darzustellen suchen.

3. Dieses Gebot bezieht sich demnach nicht bloß auf unser Fühlen und Streben, sondern schließt auch eine große Klasse von Vor­schriften der  Tora in sich, die sich von den bisher aufgeführten dadurch unterscheiden, dass wir sie nicht unmittelbar Gott gegen­über, sondern zunächst an unseren Nebenmenschen und an anderen Geschöpfen Gottes zu vollziehen haben. Darum werden diese Vor­schriften hier in einer besonderen Abteilung angeführt. 

Und nun, Israel, was fordert Gott, dein Gott von dir? Nichts als zu fürchten Gott, deinen Gott, zu wandeln in allen seinen Wegen, ihn zu lieben und zu dienen Gott, deinem Gott, mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele. 5. Mos. 10,12.

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