Die Lehren der Tora über Gott

Kein Mensch kann Gott begreifen, er ist unerforschlich. Damit wir uns aber keine irrigen Vorstellungen von ihm machen, damit wir in ihm den Herrn und Meister unseres Lebens, dessen Gesetzen wir Gehorsam schulden, den Richter unserer Taten, der von uns Rechen­schaft fordert, den Lenker unseres Geschickes, auf den wir in allen Lagen des Lebens und im Tode vertrauen und hoffen dürfen, erkennen  und anerkennen, damit er uns endlich als erhabenes Vorbild, dem wir nachstreben sollen, voranleuchte, hat uns die Tora folgende Lehren über ihn mitgeteilt:

1. Gott ist kein Körper, noch hat er irgend eine körperliche Eigenschaft; er ist ein rein geistiges Wesen; deshalb ist er weder unserem Auge sichtbar, noch einem anderen Sinne wahrnehm­bar; wir können und dürfen uns ihn darum auch nur in unseren Gedanken nicht in einem Bilde vorstellen. Ausdrücke in den heili­gen Büchern, welche von Körperteilen Gottes sprechen, sind als bildliche Ausdrücke aufzufassen, weil die Tora mit Menschen menschlich spricht. So bedeutet z.B. Gottes Auge: Er sieht alles, weiß alles; Gottes Arm: Er hat Macht und Gewalt über alles u.s.f.

Gott sprach: Du kannst mein Antlitz nicht schauen, denn es sieht mich kein Mensch und lebt. 2.Mos. 33,20

So nehmet euch wohl in acht für eure Seelen, denn ihr habt kei­nerlei Gestalt gesehen an dem Tage, da Gott zu euch redete am Choreb mitten aus dem Feuer. 5.Mos. 4,15.

2. Gott ist ewig und unveränderlich; er war zu jeder Zeit, ist jetzt und wird zu allen Zeiten sein, und zwar immer sich gleich­bleibend. Darum sind die Ausdrücke der heiligen Bücher, welche Veränderungen im Willen Gottes auszudrücken scheinen, ebenfalls als bildliche aufzufassen.

Bevor die Berge geboren und Erde und Welt geschaffen waren, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du, Gott. Ps. 90,2.

3. Gott ist allgegenwärtig; er ist und wirkt überall; er ist allenthalben bei uns und um uns; darum sollen wir auch im Verbor­genen nichts tun was wir öffentlich zu tun uns scheuen.

Wohin werde ich gehen vor deinem Geiste, wohin vor deinem Ange­sichte fliehen? Steige ich in den Himmel, du bist dort; mache ich mein Lager in die Unterwelt, du bist da; ob ich die Flügel der Morgenröte schwinge, ob ich am äußersten Ende des Meeres wohne: auch dort leitet mich deine Hand, faßt mich deine Rechte. Ps. 139, 7‑10.

Bin ich ein Gott von nahem, spricht Gott, und nicht auch ein Gott von ferne? Sollte jemand sich so heimlich verbergen können, dass ich ihn nicht sähe? spricht Gott; bin ich es nicht, der Himmel und Erde füllt? spricht Gott. Jirm. 23,23 und 24.

4. Gott ist allwissend; Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünfti­ges, Offenbares und Verborgenes, Gedanken, Worte und Handlungen ‑ alles, alles weiß er. Darum sollen wir, auch von Menschen ungesehen, nichts Gott Mißfälliges üben, ja sogar jedes unlautere Gefühl, jeden sündhaften Gedanken unterdrücken; wir sollen gute Handlungen, die wir ungesehen unterlassen würden, nicht zum Scheine ausüben, denn Gott kennt unser Inneres. Der Heuchler leugnet Gottes Allwissenheit.

Gott, du erforschest mich und weißt; du kennst mein Sitzen und mein Aufstehen, verstehst meine Gedanken aus der Ferne; mein Gehen und mein Liegen hast du nach der Spanne abgemessen und bist vertraut mit allen meinen Wegen. Noch ist ein Wort nicht auf meiner Zunge, siehe, Gott! du weißt es ganz. Ps. 139, 1‑4.

Denn seine (Gottes) Augen sind auf die Wege des Menschen gerich­tet, und alle seine Schritte sieht er. Es gibt keine Finsternis, kein Todesdunkel wo sich die Übeltäter verbergen könnten. Ijob 34, 21‑22. 

5. Gott ist allweise; er richtet alles aufs beste und zweckmäßigste ein, hat bei allem die besten Absichten und er­reicht sie durch die besten Mittel. Darum dürfen wir Gottes Werke und Fügungen nie tadeln; wir könnten seine Weisheit nicht fassen.

Bei Gott ist Weisheit und Macht, sein sind Rat und Einsicht. Ijob 12,13.

Wie groß sind deine Taten, Gott! Sehr tief sind deine Gedanken. Der Törichte weiß das nicht, der Einfältige begreift das nicht. Ps. 92,6‑7.

6. Gott ist allmächtig; seine Kraft ist unbeschränkt, er vermag alles, was er will. Wo das menschliche Auge keinen Ausweg keine Hilfe mehr sieht, auch da kann er noch retten und helfen.

Nach seinem Willen tut Gott mit dem Heere des Himmels und den Bewohnern der Erde und keiner ist, der ihm wehrt und zu ihm spricht: was machst du? Dan. 4.32.

Alles, was Gott will, das tut er, im Himmel und auf der Erde, in den Meeren und in allen Tiefen. Ps. 135,6.

Ijob antwortete dem Herrn und sprach: Ich weiß, dass du alles vermagst, unausführbar ist für dich kein Entschluß. Ijob 42, 1‑2.

7. Gott ist allgütig; er will nur und stets das Beste seiner Geschöpfe und erzeigt jedem so viel Gutes, als ihm in seiner Weisheit heilsam erscheint. Gegen den Sünder erweist sich seine Güte als Langmut, die Zeit der Besserung gewährt, und als Gnade und Barmherzigkeit, die den Reuigen wieder in Liebe aufnimmt.

Gnädig und barmherzig ist Gott, langmütig und von großer Liebe. Gott ist gegen alle gütig und seine Barmherzigkeit erstreckt sich über alle seine Werke. Ps. 145, 8‑9.

Gott, deine Güte reicht bis in den Himmel, deine Treue bis zu den Wolken. Wie köstlich ist deine Gnade, Herr, und die Menschenkin­der finden Schutz im Schatten deiner Fittiche; sie laben sich am Segensmahl deines Hauses, und aus dem Strom deiner Wonnen tränkst du sie. Ps. 36, 6, 8, 9.

8. Gott ist wahrhaftig und treu; er verkündet nur Wahrheit und erfüllt, was er verheißen hat. Darum sollen wir seinem Wort, als der höchsten Wahrheit, gläubig unser Herz öffnen und der Erfül­lung seiner Verheißungen, wenn sie auch lange auf sich warten läßt, mit Sicherheit entgegensehen.

Gott ist kein Mensch, dass er täusche, kein Sohn Adams, dass er bereue. Er sollte verheißen und nicht vollbringen, versprechen und nicht halten? 4. Mos. 23,19.

So wisse denn, dass Gott, dein Gott, Gott ist, der wahrhaftige Gott, der den Bund und die Liebe denen bewahrt, die ihn lieben und seine Gebote halten, bis ins tausendste Geschlecht. 5.Mos. 7,9

 Er ist Gott, unser Gott ‑ er gedenkt ewig seines Bundes, des Wortes, dass er verheißen, dem tausendsten Geschlechte; was er gestiftet mit Abraham seinen Eid mit Isaak, das stellte er fest für Jakob als Satzung, für Israel ein Bund für die Ewigkeit. Ps. 105, 6‑10).

9. Gott ist heilig; er ist über alles Böse hoch erhaben und verabscheut es, er ist nur gut und liebt nur das Gute. Darum können wir nur durch einen reinen, nach seinen Gesetzen einge­richteten Lebenswandel ihm gefallen.

Heilig, heilig, heilig ist Gott Zebaoth; voll ist die ganze Erde seiner Herrlichkeit. Jes. 6,3.

Zu rein sind deine Augen, um Böses anzusehen; auf Unrecht zu schauen, vermagst du nicht; warum solltest du den Ruchlosen anschauen, schweigen, wenn der Bösewicht den verschlingt, der gerechter ist als er? Chab. 1,13.

10. Gott ist allgerecht; er vergilt jedem nach seinem Verdienste, belohnt die, welche Gutes tun und seine Gebote halten, und be­straft die Bösen, die seinem Willen zuwiderhandeln. Diese Vergel­tung findet oft schon in diesem Leben statt; die volle Vergeltung haben wir aber erst nach dem Tode zu erwarten.

Der Hort, vollkommen ist sein Wirken, denn alle seine Wege sind Gerechtigkeit. Ein Gott des Vertrauens und nicht der Gewalttat, gerecht und gerade ist er. 5. Mos. 32,4.

Ferne sei es, dass Gott Unrecht, der Allmächtige Gewalttat übe; vielmehr das Werk des Menschen vergilt er ihm, und wie des Mannes Wandel ist, so läßt er’s ihm ergehen; ja wahrlich, Gott handelt nicht ungerecht und der Allmächtige beugt das Recht nicht. Ijob 34, 1012.

Saget den Gerechten, dass es ihnen gut gehe, denn die Frucht ihrer Handlungen werden sie genießen. Wehe aber, dem Frevler ergeht es schlecht, denn nach dem Tun seiner Hände wird ihm geschehen. Jes. 3, 10‑11.

11. Alle diese erhabenen Eigenschaften gleichzeitig und ewig in sich vereinigend ist Gott ein unbedingt vollkommenes, unabhängi­ges, unbeschränkt freies und über alles erhabenes Wesen, das wir nicht fassen, nicht begreifen können, das allein unserer Vereh­rung und Anbetung würdig ist, außer ihm nichts. Um diese Fülle der Erhabenheit zu bezeichnen, gebrauchen die heiligen Schriften häufig Ausdrücke wie: Gottes Ehre, Herrlichkeit, Majestät, Namen.

Dein, Gott, ist die Größe und die Macht und die Herrlichkeit und der Sieg und die Majestät, ja, alles im Himmel und auf Erden; dein, Gott, ist das Reich und du erhebst dich über alles als Haupt. ‑ So danken wir denn dir, unserem Gott, und preisen den Namen deiner Herrlichkeit. 1.Chr. 29, 11,13.

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